Erlebniswelten

Feldbestellung

Der Acker muss für jede Saat neu vorbereitet werden. Da Pflanzen Nährstoffe aus dem oberen Bereich des Bodens ziehen, wurde schon vor Jahrhunderten erkannt, dass tiefer liegende Schichten nach oben gewendet werden müssen.

Der Pflug war die entscheidende Erfindung. Gezogen durch Pferde, Ochsen und seit dem 19. Jh. auch durch Lokomobile und Traktoren, ließ sich die Furche immer mehr vertiefen. Gleichzeitig wird der Boden gewendet. Aus dem Haken- und Einscharpflug wurde der Mehrscharpflug. Für Aussaat und Pflanzung ist dann wieder der Boden zu ebnen. Dazu dient die Egge, die durch versetzte Spitzen die groben Erdklumpen zerkleinert. Die Bestellung des vorbereiteten Bodens richtet sich nach den Wachstumsbedingungen der Pflanzen.

Unterschieden wird nach Wintersaat, die im Herbst in den Boden kommt, und Sommersaat. Getreide, Hanf, Lein oder Raps wird gesät, Kartoffeln werden gelegt und Rüben oder Mais gepflanzt.

Düngung und Wasserregulierung steigern den Ertrag. Das Ziel ist eine reiche Ernte. Auch hier setzte Mitte des 19. Jh. die Mechanisierung ein. Schwadmäher, Mähbinder und Rodetechnik für die Bodenfrüchte waren erste Hilfen. Aus ihnen entwickelten sich Mähdrescher und Vollerntemaschinen.

3 Pferde ziehen einen Flug auf einem Acker, dahinter fährt ein Traktor

Viehwirtschaft

Für Schlacht-, Zug- oder anderes Nutzvieh entstanden die unterschiedlichen Bereiche der Viehhaltung. Während Pferde als Zugvieh und Schweine ausschließlich als Fleischlieferanten dienen, liefern Rinder und Ziegen Milch und Fleisch. Bei Schafen kommt die Wolle hinzu. Hühner, Gänse, Enten oder Kaninchen ergänzen die Tierproduktion, sind aber keine Hauptzweige. Während die Arbeit mit Schlachtvieh sich auf die Fütterung im Stall und auf der Weide konzentriert, erfordern die anderen Tiere mehr Aufwand. Die Weidehaltung ist nach Jahrzehnten der Vernachlässigung wieder auf dem Vormarsch. Im Stall ist besonders die Milchwirtschaft mit Melkanlagen und Pasteurisierung immer mehr verfeinert worden.

Pferde und Ochsen als Zugvieh wurden seit Mitte des 20. Jh. fast vollständig durch Traktoren abgelöst. Zur Pflege des Viehs gehört neben Fütterung, Hygiene und Reinigung der Ställe besonders die Vorbeugung und Bekämpfung von Krankheiten oder Seuchen. Die Großschlachtung ist seit der Entwicklung industrialisierter Schlachthöfe in den Städten dorthin verlagert worden. »Hausschlachtung« erfolgen nur noch für den Eigenbedarf.    

Hoftechnik

Auf den Wirtschaftshöfen werden immer größere und stärkere Maschinen eingesetzt.

Das ländliche Universalgerät ist der Traktor. Um 1900 begann dieser, Pferde und Ochsen abzulösen. Der Traktor ist auf dem Feld einsetzbar, kann schwere Anhänger möglichst schnell auf der Straße ziehen und mit Feldbestellungsgeräten gekoppelt werden. Zur selben Zeit werden Pferdegöpel, Dreschflegel oder Butterfässer durch Dreschkästen, Sortiermaschinen oder Zentrifugen ersetzt.

Den Antrieb der neuen Maschinen sicherten zunächst beispielsweise Dampfmaschinen. Später kamen Dieselmotoren und mit der Elektrifizierung Elektromotoren hinzu. Für den Verkauf müssen die Produkte gewogen werden. Hauptinstrument hier ist die Waage. Vom Däsen mit Gegengewicht für kleinere Mengen führte der Weg dabei über die Dezimalwaage bis zur Großwaage für ganze Wagenladungen.

Zu einem größeren landwirtschaftlichen Betrieb gehört immer auch eine Buchführung. Ausgebildete Bauern wissen, dass Fruchtfolgen, Ertragsmengen, Verkaufserlöse oder Herdbücher für das Vieh schriftlich zu führen sind – früher festgehalten in Buchführungsbüchern, heute mit spezieller Software.

Der Verkauf der Produkte in die Städte erforderte oft die persönliche Anwesenheit der Produzenten. Diese Reisen dienten stets auch der Repräsentation. Dazu gehörten edle Pferde und noble Kutschen, sowie später entsprechende Motorräder und Automobile.

5 historische Automobile in einer Reihe, auf jedem Fahrzeug sitzt ein Mann
Mehrere Personen beim Ernten von Heu auf einem Feld

Lagerung

Ackerwirtschaft und Viehhaltung erfordern die Lagerung oder Zwischenlagerung von größeren Mengen an Futter oder Erntegut wie Getreide, Kartoffeln, Rüben oder Mais. In der Scheune ist die trockene und gut durchlüftete Speicherung von Stroh, Heu und Korn möglich. Für Kartoffeln und Rüben werden Mieten genutzt. Dabei werden die Früchte zu Haufen geschüttet und mit Erde bedeckt.

Eine jüngere Form der Getreidelagerung sind Platz sparende Hochsilos aus Beton, Stahl oder Kunststoff mit Vertikallüftung. Eine andere Siloform zur Konservierung von Grünfuttermitteln sind Fahrsilos mit einer Bodenplatte und Seitenwänden.

Wird die Silage nur auf einer Bodenplatte oder auch ohne befestigte Bodenplatte gelagert spricht man von einem Freigärhaufen. Die obere Abdeckung erfolgt meist durch eine luftdichte Kunststoffplane, die mit Reifen oder Sandsäcken beschwert wird. Durch das Verpressen des gehäckselten Grünfutters in den Fahrsilos durch Raupenschlepper oder Traktoren entsteht ein Gärungsprozess, der die Pflanzen konserviert.

Handwerk

In Dörfern wurden ländliche Produkte zum Teil in Getreidemühlen, Molkereien oder Meiereien und Schnapsbrennereien verarbeitet. Eine besondere Wirtschaftsform waren die Dorfkrüge. Sie wurden in Gutsbezirken in Pacht gegeben.

Unabhängig von der Landwirtschaft waren die Binnenfischer. Während Fischer und Müller Eigenständigkeit besaßen und Mühlen- und Fangrechte vom Landesherren oder der Regierung erhielten, waren die anderen Betriebe oft Eigentum oder Eigentümergemeinschaften der Landwirte.

Ein besonderer Betriebszweig der Gutswirtschaft waren die Forstwirtschaft, die teilweise zum Einsatz von Sägegattern führte, und der Torfabbau.

Eine Mischung von Haupt- und Nebengewerbe bildeten Schmiede, Schlosser, Seiler und Stellmacher auf dem Dorf. Oft waren sie direkt auf dem Gut in Lohn. Sie reparierten Geräte und Maschinen und fertigten Hufeisen, Nägel, Zäune, Wagenräder, Deichseln und Seile - meist in hoher Qualität.

Eine Sonderrolle spielte auch die Imkerei als Nebengewerbe.

Im 20. Jh. wuchs durch die Technik auch die Qualifikation der Arbeiter. Seit Mitte des 20. Jh. arbeiteten in allen landwirtschaftlichen Großbetrieben Agraringenieure.

Ausschließlich in Heimarbeit wurde besonders im Winter Wolle und Flachs gesponnen und verwebt oder Körbe und Kiepen aus Weidenruten geflochten. Dieses traditionelle Handwerk können Sie regelmäßig bei uns im AGRONEUM erleben! Spinnen jeden Dienstag und Korbflechten immer Dienstag bis Donnerstag.    

Einige historische Werkzeuge liegen in einer Werkstatt auf einer Werkbank aus Holz
Küche mit offenem Kamin, die das Wohnumfeld einer Landarbeiterfamilie um 1900 zeigt.

Wohnen

Die Katenzeile inmitten des Dorfes Alt Schwerin ist einzigartig in Mecklenburg und zeigt das Wohnen auf dem Lande im Wandel der Zeit. Im Tagelöhnerkaten „Wittenborn“ werden in einer der ehemaligen zwei Wohnungen die Wohnverhältnisse kurz vor der Gründung des Deutschen Reiches (um 1870) gezeigt. Eine Besonderheit stellt der Katen mit seinem offenen Kamin dar. Nur getrennt durch die Zwischenwand, nutzten ihn beide Familien gemeinsam.

Der Alt Schweriner Steinkaten, der mit einer Länge von 50 Metern zu den längsten in Mecklenburg-Vorpommern zählt, zeigt das Wohn- und Lebensumfeld zweier Landarbeiterfamilien kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges (um 1910) und in der Mitte des Zweiten Weltkrieges (um 1942).

Etwas ganz Besonderes befindet sich dort: Eine original belassene Wohnung eines LPG-Bauern mit seiner Familie. Am Heiligabend 1970 verschloss Alfred Greve die Tür seiner alten Wohnung (Stand 1965). Das komplette Inventar hatte die Familie an das Museum verkauft. Nur ein paar ganz persönliche Fotos nahm die Familie Greve mit.

Gegenüber dem Steinkaten steht die ehemalige Schnitterkaserne (1904 erbaut). Hier befindet sich heute als Museum im Museum die original belassene DDR-Ausstellung von 1988 „5.000 Jahre Landwirtschaft in Mecklenburg“.